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Brunnen bohren

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Die Nutzung natürlicher Wasserquellen kann eine attraktive Möglichkeit sein, die eigene Wasserrechnung zu senken. Insbesondere Grundwasser ist wegen seiner ständigen Verfügbarkeit interessant und kann z. B. zur Gartenbewässerung oder als Brauchwasser dienen. In diesem Artikel erklären wir, welche Möglichkeiten es gibt, wenn Sie sich einen Brunnen anlegen möchten und für wen sich das lohnt.

Wer privat einen Brunnen bohren will, hat die Wahl zwischen einem Ramm-, Schacht- oder Bohrbrunnen. Ersterer stellt dabei die einfachste und kostengünstigste Möglichkeit dar. Er wird gesetzt, indem ein spezielles Rohr maschinell in den Boden gestoßen wird. Dieser Typ lässt sich als einziger problemlos in Eigenleistung anlegen, wobei die Materialkosten und die Leihgebühr für die Ramme zusammen nur wenige Hundert Euro betragen. Der Hauptnachteil dieser Variante ist, dass die Rohrlänge auf ca. 7-8 Meter begrenzt ist. Dadurch können ergiebigere Grundwasserleiter nicht erschlossen werden und die maximale Fördermenge sinkt erheblich. Außerdem setzt sich das Rohr mit der Zeit zu und nach einigen Jahren muss ein neuer Brunnen an einer anderen Stelle angelegt werden.

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Zudem eignen sich hierfür nur handbetriebene Schwengelpumpen. Wer eine elektrische Pumpe oder ein Hauswasserwerk anschließt, kann zwar noch etwas an Förderleistung „rausquetschen“, riskiert dadurch aber eine drastische Verkürzung der Lebensdauer.

Etwas leistungsfähiger ist der Schachtbrunnen. Dieser besteht aus Betonringen, die in einen ausgehobenen Schacht gesetzt werden. Die maximale Tiefe beträgt dabei etwa zehn Meter. Diese Variante läuft mit der Zeit voll, sodass sich kurzzeitig (z. B. für die Gartenbewässerung) viel Wasser entnehmen lässt. Für einen konstant hohen Wasserverbrauch eignet sie sich allerdings nicht. Außerdem ist sie zwar langlebig und wartungsarm, aber auch die teuerste Ausführung von allen. Das Anlegen alleine (ohne jegliche technische Vorrichtungen wie Pumpen) kann bis zu 5000 Euro kosten, was durch die Leistung kaum gerechtfertigt ist. Deshalb wird dieser Typ immer seltener. Das Bohren in Eigenleistung ist übrigens nicht zu empfehlen, sodass sich auch hier kein Einsparpotential ergibt.

Der Bohrbrunnen bietet die größte Leistungskraft

Am leistungsfähigsten ist der Bohrbrunnen. Er wird angelegt, indem ein tiefes Loch in die Erde gebohrt und ein Rohr hineingesteckt wird. Im privaten Bereich werden mit dieser Bauweise Tiefen von bis zu 20 Metern erreicht, was für dauerhaft hohe Ergiebigkeit sorgt. Diese Ausführung ist genauso wartungsarm und langlebig wie der Schachtbrunnen, ermöglicht im Gegensatz zu diesem aber eine konstant hohe Fördermenge. Die Kosten betragen etwa 1000 Euro für das Material und 100-300 Euro pro Meter für die Bohrung. Auch hier sollte eine Fachfirma für das Bohren beauftragt werden.

Wasserförderung – Hauswasserwerk oder Tiefbrunnenpumpe?

wilo-jet-hwj-201-em-50-hauswasserwerk-selbstansaugend-dn25-50-l-stahlbehaelterFür die Förderung des Wassers hat man die Wahl zwischen einer normalen Pumpe (z. B. einem Hauswasserwerk) und einer sogenannten Tiefbrunnenpumpe. Im ersten Fall wird die Pumpe außerhalb des Brunnens platziert und saugt das Wasser an, während hingegen letztere Option direkt darin sitzt und das Wasser hochpumpt.

Da eine saugend arbeitende Pumpe nie mehr Unterdruck als ca. -1 bar (dies würde einem totalen Vakuum entsprechen) erzeugen kann, kann sie keine größeren Höhenunterschiede als ca. 7-8 Meter überwinden. Oberhalb dieser Höhe reicht der atmosphärische Druck nicht mehr aus, um das Wasser nach oben zu pressen.

tiefbrunnenpumpe-aus-edelstahl-aussendurchmesser-78-mmEine Tiefbrunnenpumpe hat dieses Problem nicht, da sie direkt im Wasser platziert wird und prinzipiell einen beliebig hohen Druck erzeugen kann. Ihr Einsatz ist deswegen in tieferen Anlagen zwingend. Aus diesem Grund sind Rammbrunnen übrigens in der Tiefe begrenzt – ihr geringer Durchmesser macht die Installation einer Tiefbrunnenpumpe unmöglich. Wenn der Grundwasserspiegel hoch genug liegt, kann auf sie aber verzichtet werden.

Die Förderleistung ist im Vergleich zu einem Hauswasserwerk der gleichen Preisklasse ähnlich, wobei das eigentliche Anlegen aufgrund des höheren benötigten Durchmessers teurer werden kann. Für die maximale Förderleistung ist ohnehin die Ergiebigkeit des Grundwasserleiters ausschlaggebend.

Bevor Sie Ihren Brunnen bohren – Vorgehensweise bei der Planung

Bevor die eigentliche Arbeit verrichtet wird, müssen einige Vorarbeiten erledigt werden. Die erste davon ist der Gang zur zuständigen Wasserbehörde. Wenn Sie einen Brunnen anlegen wollen, ist dies nämlich in vielen Gegenden genehmigungs- oder zumindest meldepflichtig. Die genauen Vorschriften sind regional unterschiedlich, wobei in bestimmten Bereichen (z. B. in Wasserschutzgebieten) besonders strenge Vorschriften gelten. Oft müssen z. B. Gutachten eingereicht werden. Die Wasserbehörden geben nicht nur darüber Auskunft, sondern meist auch über den Grundwasserstand. Mithilfe entsprechender Karten lässt sich ermitteln, ob ein Brunnen auf einem bestimmten Grundstück überhaupt infrage kommt.

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Wie einfach sich ein Brunnen anlegen lässt, hängt unter anderem davon ab, ob er im Flachland oder in einer gebirgigen Gegend angelegt werden soll. Im ersten Fall ist der Grundwasserspiegel relativ gleichmäßig und es ist einfacher, einen ergiebigen Leiter zu finden. Hat der Nachbar einen Brunnen, wird oft kein Bodengutachten benötigt und man kann einfach in der gleichen Tiefe bohren. Anders sieht es in hügeligen und bergigen Regionen aus. Genauso wie Oberflächenwasser fließt Grundwasser von oben nach unten. Der Grundwasserstand unter benachbarten Grundstücken hat deswegen für den eigenen Garten keine Bedeutung. Hier muss zwingend ein Bodengutachten eingeholt werden, um die Durchführbarkeit zu klären. Dadurch wird auch die Tiefe und Ergiebigkeit des Grundwasserleiters ermittelt, aus der sich die möglichen Brunnenarten und die maximale Fördermenge ergeben.

Finden Sie den passenden Nutzen

ramsauer-brunnen-montageschaum-804-kvDer nächste zu klärende Punkt ist, wofür das gewonnene Wasser genutzt werden soll. Grundwasser, das nahe der Oberfläche stammt, eignet sich nicht als Trinkwasser, da es Keime und unerwünschte Substanzen enthalten kann.

Die Nutzung zur Bewässerung ist hingegen fast immer möglich, genauso wie der Anschluss von Toilettenspülungen. Auch Waschmaschinen lassen sich unter Umständen mit Grundwasser betreiben.

Wer eine noch höhere Wasserqualität benötigt, sollte die Zwischenschaltung einer Filteranlage in Erwägung ziehen. Aus dem Nutzungszweck ergibt sich auch die benötigte Fördermenge. Für den Anschluss von Sanitäranlagen ist diese in der Regel höher als für die Bewässerung eines kleineren Gartens.

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Sind alle wichtigen Faktoren ermittelt, kann der optimale Brunnentyp gewählt werden und die eigentliche Umsetzung beginnen. Oft sind die geeignete Ausführung und die erforderliche Tiefe durch örtliche Gegebenheiten (z. B. den Grundwasserspiegel) oder die nötige Förderleistung bereits festgelegt. Andernfalls ist eine Kosten-Nutzen-Rechnung sinnvoll, wobei auch die Lebensdauer berücksichtigt werden muss. Das eigentliche Anlegen sollte man zumindest bei einem Schacht- oder Bohrbrunnen einer Fachfirma überlassen. Diese kann im Vorfeld auch beraten und bei der Konzeption helfen.

Brunnen bohren – für wen lohnt es sich?

Ob das Anlegen eines Brunnens sinnvoll ist, ist vor allem eine Kosten-Nutzen-Frage. Der erste Schritt ist deshalb die Ermittlung der Installations- und Wartungskosten. In einfachen Fällen reicht ein Kostenvoranschlag vom Brunnenbauer, während schwierige topographische Gegebenheiten das gleiche Vorgehen wie bei der Planung (z. B. die Einholung eines Bodengutachtens) erfordern können.

wasserversorgungspaket-mit-membrandruckbehaelter-druckschalter-5-wege-stueckSind die Kosten bekannt, muss der eigene Wasserverbrauch ermittelt werden. Dabei darf nur der Verbrauch für diejenigen Zwecke einfließen, für die sich das geförderte Grundwasser eignet – z. B. für die Gartenbewässerung oder den Anschluss der Toilettenspülung.

Der jährliche Verbrauch multipliziert mit dem Wasserpreis ergibt die Ausgaben, die jährlich eingespart werden können. Stellt man diesen die Installations- und Betriebskosten gegenüber, sieht man, ob sich der Brunnen überhaupt rechnet und wie schnell er sich amortisiert. Dabei sollte auch die Lebensdauer berücksichtigt werden.

schlagbrunnen-saugschlauch-laenge-05-meterEin Rammbrunnen zum Beispiel kann sich zwar schnell amortisieren, hält aber nur wenige Jahre und kann oft nicht den gesamten Bedarf an Brauchwasser decken. Auch die eventuell nötigen Änderungen an der Hausinstallation – z. B. die separate Leitungsführung für das Brauchwasser – sollten berücksichtigt werden.