Drehmoment beim Reifenwechsel
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Drehmoment beim Reifenwechsel

Was, warum und wie richtig einstellen

Zweimal im Jahr, insbesondere zu Beginn des Winters, rückt der Fokus vieler Autofahrerinnen und Autofahrer auf die Räder ihrer Fahrzeuge. Denn nur mit geeigneter Bereifung ist die Verkehrssicherheit gewährleistet, und ein sicherer Wechsel von Sommer- auf Winterreifen ist essenziell. Glücklicherweise ist der Reifenwechsel in den meisten Fällen so einfach, dass er selbst durchgeführt werden kann – vorausgesetzt, wichtige Details wie das Drehmoment werden beachtet und das passende KFZ-Werkzeug bzw. Zubehör ist vorhanden. Übrigens: Der Begriff „Reifenwechsel“ wird häufig als Synonym für den Wechsel der Räder verwendet, ist jedoch nicht ganz präzise. Im engeren Sinne beschreibt er ausschließlich den Austausch des Gummireifens auf der Felge.

Was beschreibt eigentlich der Begriff Drehmoment beim Radwechsel?

Zunächst sollte der Begriff des Drehmoments einmal näher erklärt werden. Viele Autofahrer haben den Begriff schon gehört, sind sich jedoch oft unsicher, was genau dahintersteckt. Und was hat der Radwechsel mit der Motorleistung zu tun? Unter einem Moment versteht man ganz allgemein eine Kraft. So ist die Schwerkraft letztlich auch ein in Richtung Erdmittelpunkt gerichtetes Moment. Die Richtung des Drehmoments wirkt demnach nicht linear, sondern „drehend“, also in Drehrichtung einer Achse. Beim Automotor beschreibt das Drehmoment damit ganz einfach die Kraft, mit der der Motor auf das Getriebe und damit später auch die Räder mittels einer drehenden Welle wirkt. Beim Radwechsel geht es dagegen um die Kraft, mit der die Radmuttern oder Schrauben in Drehrichtung angezogen werden.

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Warum ist das Drehmoment beim Reifenwechsel so wichtig?

Das Drehmoment ist beim Reifenwechsel wichtig, weil es über die Sicherheit beim Betrieb des Fahrzeugs entscheidet. Jeder Hersteller gibt für seine Fahrzeuge an, mit welcher Kraft, also welchem Drehmoment, die Räder festgeschraubt werden müssen. Erst ab dieser Kraft ist sichergestellt, dass sich Muttern oder Schrauben durch die unzähligen Temperaturwechsel und Erschütterungen im Betrieb nicht lösen. Die Folge wäre zunächst eine unsichere Fahrt und im Extremfall sogar ein Radverlust. Die Probleme beginnen allerdings schon lange vor dem finalen Verlust, wenn etwa ein nicht mehr fest verbundenes Rad wackelt und damit Einfluss auf Spurtreue und Bremsverhalten nimmt.

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Womit lassen sich die Kennwerte für das Drehmoment beim Reifenwechsel einhalten

Das Mittel der Wahl, mit dem Autobesitzer selbst ganz einfach das richtige Drehmoment einstellen und ihre Räder damit sicher wechseln können, ist der sogenannte Drehmomentschlüssel. Je nach Modell nutzen diese Werkzeuge unterschiedliche Methoden, um die auf die Schrauben wirkende Kraft zu begrenzen oder zumindest anzuzeigen. Immer kann man ein bestimmtes Drehmoment einstellen, so dass die Anzeige oder das Auslösen korrekt erfolgt. Nun gilt es nur noch, so viel Kraft aufzubringen, bis die Begrenzung auslöst oder der Anzeiger beim passenden Wert angekommen ist. Übrigens geht es dabei nicht nur um ein zu wenig an Kraft. Auch zu viel Kraft kann Probleme verursachen. Etwa, wenn sich Schrauben beim kommenden Wechsel nicht mehr lösen lassen. Außerdem besteht immer die Gefahr, dass das Material durch zu viel Kraft geschädigt wird. Im Extremfall kann eine Schraube sogar abreißen. Steht das Fahrzeug in diesem Moment, wartet lediglich eine Menge Arbeit auf den Mechaniker, aber während einer Fahrt kann ein Bolzenbruch zum echten Sicherheitsrisiko werden.

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Der Reifenwechsel Schritt-für-Schritt

Deutlich wird der richtige Umgang mit dem Thema Drehmoment beim Wechseln der Räder. Erfahren Sie deshalb, wie Sie Ihren Reifenwechsel Schritt- für-Schritt ausführen:

Wagenheber, Hubbühne und Co.

Bevor es überhaupt an den Radwechsel gehen kann, müssen dafür die Voraussetzungen geschaffen werden. Das bedeutet, das betreffende Rad muss den Boden verlassen und darf nicht mehr die Last des Fahrzeugs tragen. Gängige Mittel hierfür sind sowohl die Hebebühne, als auch – gerade im privaten Bereich – der Wagenheber, der idealerweise Teil Ihrer KFZ-Ausstattungszubehörs ist. Je nach Modell erfolgt die Bedienung etwas anders. Wichtig sind ein sicherer Stand des Hebers und des Fahrzeugs, ein eingelegter Gang und eine angezogene Handbremse. Zuletzt sollten zur Vermeidung von Schäden nur die Aufnahmepunkte am Fahrzeug genutzt werden, die im Handbuch dafür vorgegeben sind.

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Schrauben lösen und alten Reifen entfernen

Hängt das Rad frei unter dem Fahrzeug, können die Radmuttern oder Schrauben mit einem geeigneten Radmutternschlüssel oder Radkreuz gelöst werden. Teilweise ist für eine Mutter je Rad sogar ein spezieller Adapter des Fahrzeugherstellers erforderlich, der den Diebstahl der Räder verhindern soll. Sind alle Verbindungen gelöst, kann das Rad einfach abgenommen und beiseitegestellt werden.

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Kontrolle und Vorbereitung

Nun ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um vor der Montage des neuen Rads die Achse, die Schrauben und die Bremsen in Augenschein zu nehmen. Fallen Schäden oder Abnutzungserscheinungen auf, sollte das neue Rad nicht einfach montiert werden, ohne zumindest den weiteren Handlungsbedarf zu klären. Ist alles in Ordnung, kann loser Schmutz und eventuell vorhandener Rost entfernt werden, um alle weiteren Schritte möglichst „sauber“ ausführen zu können. Zuletzt zählt zur Vorbereitung auch, das passende Anzugsmoment herauszufinden. Hier hilft die Betriebsanleitung des Fahrzeugs, die klare Werte für den korrekten Radwechsel vorgibt.

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Die Montage – Der Moment für das passende Drehmoment beim Reifenwechsel

Jetzt wichtigste Moment gekommen. Setzen Sie das Rad auf die vorhandene Nabe oder fädeln es über die vorhandenen Gewindebolzen und schieben es bis zum Anschlag auf die Achse. Jetzt kommt es auf die richtigen Drehmomentwerte an. Setzen Sie alle Schrauben oder Muttern an, um das Rad am Abrutschen zu hindern. Wo es bei der Demontage rein um die Kraft ging, die Schrauben zu lösen, rückt nun der Drehmomentschlüssel in den Fokus.

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Das Kreuzmuster beim Anziehen – unerlässlich für sichere Fahrt

Sicher haben Sie schon vom so genannten Kreuzmuster beim Anziehen der Radmuttern oder -schrauben gehört. Dabei geht es darum, zunächst eine Schraube anzuziehen und dann zur gegenüberliegenden zu wechseln. Dann gehen Sie über Kreuz zur nächsten Schraube, auf die wieder die gegenüberliegende folgt. Vergessen Sie dabei nicht, die Radmuttern mit dem Drehmoment anziehen zu können, das der Hersteller vorgibt. Durch das kreuzweise Anziehen sitzt das Rad zentriert und gerade, so dass der optimale Fahrkomfort und die gewünschte Sicherheit im Betrieb erreicht wird.

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Radmuttern nachziehen und Anzugsmoment prüfen – oft vergessen, aber so wichtig

Sind alle Räder gewechselt und das Fahrzeug steht wieder auf eigenen Rädern, betrachten viele den Radwechsel als abgeschlossen. Doch das unbedingt nötige Nachziehen der Radmuttern wird häufig vergessen. Dieses sollte nach 50–100 Kilometern erfolgen, es sei denn, das Handbuch gibt andere Angaben vor. Durch die geringen Bewegungen und die wirkenden Kräfte können sich die Radverbindungen noch einmal minimal setzen. Dies ist auch der ideale Zeitpunkt, das Anzugsmoment erneut zu überprüfen. Nur so können Sie sicherstellen, dass die Räder für die kommenden Tage, Wochen und Monate sicher und sorgenfrei befestigt bleiben.

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Fehler beim Reifenwechsel vermeiden – das A und O des Radwechsels

Es lassen sich die allermeisten Fehler beim Reifenwechsel vermeiden, indem man die vorhandenen Handbücher und Betriebsanleitungen liest und beachtet. Hier sind nicht nur richtige Drehmomentwerte zu finden, sondern auch Informationen zum richtigen Einsatz von Drehmomentschlüssel, Wagenheber und anderen Werkzeugen. Selbst ohne umfassende Erfahrung lassen sich so viele Fehler umgehen und Radmuttern mit dem Drehmoment anziehen, mit dem Sie zukünftig sicher unterwegs sind.

Fazit – Mit dem richtigen Drehmoment beim Reifenwechsel überzeugen

Nun ist klar, dass das Drehmoment beim Reifenwechsel eine zentrale Rolle spielt. Es entscheidet darüber, ob die Räder zukünftig sicher an Ort und Stelle sitzen und alle in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Komfort und Sicherheit beim Fahren und Bremsen sind Aspekte, die beim Radwechsel kaum beachtet werden, die sich über eine richtige oder auch fehlerhafte Ausführung und ein gewissenhaftes Nachziehen der Radmuttern jedoch maßgeblich mit beeinflussen lassen.