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« Welcher Kaminofen ist der richtige? »
Einen Kaminofen zu besitzen, ist seit einigen Jahren wieder groß in Mode – einerseits aus emotionalen Gründen, andererseits aufgrund der stark verbesserten Technik der Heizelemente. Sowohl als einziger Ofen für die Übergangszeit, als auch als Zusatzheizung für den normalen Regelbetrieb der Zentralheizung haben sich diese Öfen heute einen bemerkenswerten Stellenwert in zahlreichen Haushalten erarbeitet. Neben der klassischen Befeuerung mit Stückholz, also Holzscheiten etc., bieten viele Hersteller die Beschickung mit Holzpellets als alternative Feuerungsmethode an. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie, wo die Vor- und Nachteile der jeweiligen Brennstoffart liegen und welche Lösung für Ihre Situation die beste ist.

Die emotionale Seite: Warum Holz unschlagbar ist
Selbst zynische Charaktere können sich dem behaglichen Schauspiel offener Flammen im Wohnbereich, das zuweilen magische Züge annimmt, nur schwerlich entziehen. In der Soziologie wird in diesem Zusammenhang auch von der vererbten „Feuerkultur“ unserer Spezies gesprochen. Vermutlich sorgt unser genetisches Erbe für das besonders wohlige Gefühl bei einem klassischen Holzfeuer. Bei diesem emotionalen Aspekt kann es nur einen Sieger geben: das klassische Scheitholz mit seinem sichtbaren Flammenspiel und dem charakteristischen Knistern.
Holz versus Pellets: Der detaillierte Vergleich der Brennstoffe
Selbstverständlich lässt sich, wie fast immer, kein pauschales Votum für einen Pelletofen oder einen Holzscheitofen als alleine daseinsberechtigten Kamin abgeben. Viel mehr warten beide Brennstoffe und Ofentypen mit eigenen Vorzügen und Schwächen auf, die je nach Situation den Ausschlag geben können. Die Entscheidung, was in einer konkreten Situation die sinnvollere Alternative ist, kann jedoch mit den folgenden Informationen fundiert getroffen werden.
Der Brennstoff Holz: Natürlich und bewährt
Vorteile von Scheitholz
Holz war und ist ein beliebter Rohstoff. Leicht erhältlich, nachwachsend und einfach zu bearbeiten und zu lagern überzeugt Holz sowohl aus praktischen Erwägungen, als auch aus dem Blickpunkt der Nachhaltigkeit. Da der Brennstoff überwiegend aus einheimischen Hölzern zusammengestellt wird, entfallen preistreibende Anlieferungen auf dem See- oder Luftweg. Die Brennstoffpreise fürs gesamte Jahr schlagen daher durchschnittlich nur mit Kosten von 700 Euro zu Buche.
Zwar ist das Sägen, Spalten und Stapeln von Brennholz für denjenigen, der es tun muss, sicherlich eine anstrengende Arbeit. Aber sie kann problemlos von Jedermann und Jederfrau mit dem entsprechenden, frei verfügbaren Werkzeug ausgeführt werden. Auch reicht für ein Brennholzlager eine ausreichend groß dimensionierte Fläche mit einem Witterungsschutz, um das Holz vor Regen und Schnee zu schützen. Nicht zuletzt überzeugt Scheitholz durch seinen niedrigen Einkaufspreis, der besonders in größeren Anlagen zur Entfaltung gelangt.

Nachteile von Scheitholz
Die Nachteile von Scheitholz als Energieträger liegen zum einen im vergleichsweise großen Aufwand, den man für die Bearbeitung von Holz auf sich nimmt. Das betrifft zunächst den Brennstoffnachschub, der beim Holzofen noch manuell, also mit reiner Muskelkraft erfolgt. Damit die Kerntemperatur im Ofen nicht zu stark abfällt, muss alle 60 bis 90 Minuten ausreichend Brennstoff nachgefüllt werden, um die Wärme zu erhalten.
Dazu gesellt sich mit dem Platzbedarf des Naturprodukts ein weiterer Minuspunkt: Brennholz wird üblicherweise in den Schnittlängen von 25, 33 und 50 Zentimetern verkauft und nimmt im Eigenheim damit reichlich Raum ein. Schließlich dürfen nur vollkommen ausgetrocknete Hölzer zum Heizen verwendet werden, wozu sie 18 Monate lang luftig und regengeschützt gelagert werden müssen. Die Grundvoraussetzungen dafür sind im Keller nur bedingt gegeben, sodass viele Eigenheimbesitzer ihren Dachstuhl oder den Garten kurzerhand zum Holzlager umfunktionieren.
Aus rein technischen Gesichtspunkten bringt Stückholz ebenfalls einige Schwachpunkte mit sich. Der Energieträger selbst kann je nach Wuchs, Ablagerung und vielen anderen Aspekten unterschiedlich feucht und verschmutzt sein. Außerdem können Schädlingsbefall, Fäulnis und andere Beeinträchtigungen den Brennwert beeinflussen. Durch die Unterschiede im erhältlichen Brennholz läuft auch die Verbrennung unterschiedlich gut ab. Schmutz und Wasser im oder am Brennholz führt beispielsweise leicht zu einer erhöhten Rußbildung und somit einem erhöhten Reinigungsaufwand für den Kaminofen.

Pellets: Kompakt, kraftvoll und technisch überlegen
Die mehr und mehr in den Vordergrund drängende Alternative zum Holzofen ist der bereits seit einigen Jahrzehnten von Zentralheizungen bekannte Pelletofen. Die kleinen, zu Zylindern gepressten Sägespäne erzielen Durchmesser von 0,4 bis zu 1 mm und werden aus Abfallprodukten der Holzindustrie gefertigt, wozu diese ohne chemische Zusätze, im getrockneten Zustand und möglichst homogen aneinandergepresst werden.
Dieses Format ermöglicht bei der Zentralheizung einen automatischen Transport vom Speicher zum Verbrennungsraum, dieser Vorteil kommt bei Pelletöfen aber nur bedingt zum Tragen, da diese im Regelfall nur über einen kleinen Vorratsbehälter am eigentlichen Ofen selbst verfügen. Der große Vorteil von Pellets liegt daher viel mehr in ihrer einheitlichen und kleinen Formgebung, so dass die Handhabung durch den Anwender simpel in Säcken und Eimern in beliebiger Menge erfolgen kann.
Pellet-Qualität ist entscheidend
Weit wichtiger noch ist die kontrollierte Beschaffenheit von Holzpellets, da das Holz vor der Verarbeitung industriell auf ein fest vorgegebenes Maß getrocknet wird. Mit klaren Grenzwerten für die Eigenschaften der Pellets kann auch der Pelletofen deutlich stärker an diese genormten Rahmenbedingungen angepasst werden. Pellets lassen mit einem durchschnittlichen Brennwert von 4,8 kWh/kg die einheimischen Hölzer (4 kWh/kg) deutlich hinter sich.
Um diesen Vorteil nicht einzubüßen, gilt es beim Pelletofen prinzipiell darauf zu achten, dass er möglichst schadstoffarm betrieben wird. So gasen heterogen zusammengepresste Pellets in unterschiedlichen Temperaturstufen aus, was sich negativ auf die kontinuierliche Wärmeerzeugung der Heizung auswirkt. Qualitätsbewusste Eigenheimbesitzer achten beim Brennstoffkauf daher auf die Gütesiegel „Enplus A1“ bzw. „DIN-plus“, um die geballte Energie der Pellets uneingeschränkt nutzen zu können.

Technische Überlegenheit der Pelletöfen
Im technischen Bereich ist die moderne Pelletheizung dem klassischen Kamin ohnehin klar überlegen. Der Ofen ist zunächst mit einem Tagesbehälter versehen, in dem sich frischer Brennstoff befindet, der bei Bedarf in den Kessel geleitet wird. Dank fortwährender Kontrolle der Kesseltemperatur und der im Gerät integrierten Förderschnecke arbeitet das System vollautomatisch. Besonders praktisch veranlagte Eigenheimbesitzer lassen zudem im Keller große Pellettanks installieren, in denen sich ein ganzer Jahresvorrat unterbringen lässt.
Der Verbrennungsvorgang kann so gezielter gesteuert werden, was eine bessere Verbrennung mit weniger Reinigungsaufwand und einer höheren Wirkungszahl des Ofens nach sich zieht. Ein voll programmierbarer Ofen ist die Standardausführung bei dieser Bauweise, wodurch sie sich ideal zum Heizen einzelner Räume oder auch ganzer Häuser eignet. Der Rauchabzug kommt im Vergleich zum klassischen Kaminofen recht platzsparend daher, weshalb bei der Installation moderner Pelletöfen weniger gesetzliche Vorschriften beachtet werden müssen.
Nachteile der Pellets
Auf der negativen Seite schlägt dagegen der hohe technische Aufwand für die Erstellung von Holzpellets zu Buche. Zwar werden Pellets gesetzlich als regenerativer Brennstoff betrachtet, dabei bleibt aber der Aufwand für Trocknung, Zerkleinerung und Pressung, sowie für Transport und Lieferung außer Acht. Auch führt die zunehmende Beliebtheit der Pellets zu stark schwankenden Qualitäten der Hersteller, so dass die Stärke eines kontrollierten Brennstoffes mitunter nur bedingt zu Buche schlägt.
In der Fragestellung nach Pellets oder Holz schneidet das künstlich hergestellte Produkt demnach umso schlechter ab, je umfangreicher der zu beheizende Wohnraum bemessen ist. Dieser Umstand ist nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass die Pellethersteller in der Möbelindustrie einem ernstzunehmenden „Fressfeind“ gegenüberstehen. Beide Industriezweige nutzen dasselbe (begrenzte) Rohmaterial und treiben dessen Preis somit nach oben.
Preis-Leistungs-Verhältnis im Detail
Bei der Frage, ob man im Haus besser Pellets oder Holz im Ofen oder Kamin verfeuert, gibt es so einige Faktoren zu berücksichtigen. Die finanzielle Belastung zählt dabei grundsätzlich zu den bedeutsameren. Der Holzofen ist seinem Konkurrenten, dem Pelletofen, bezüglich der Höhe der Anschaffungskosten deutlich überlegen.
Den Vorteil büßt das Naturprodukt im Leistungsvergleich jedoch direkt wieder ein: Pellets erzielen einen höheren Brennwert und sorgen für konstantere Wärmeabgabe. In anderen Punkten herrscht dagegen Gleichstand. Das betrifft zum einen die staatliche Förderung, die neben dem klassischen Kamin auch den modernen Pelletofen mit einschließt, solange diese gewisse Grenzwerte einhalten. Auch bei den Wartungskosten hält sich die finanzielle Belastung die Waage, sodass sich Pellet und Holz in diesem Punkt bei einem taktischen Unentschieden einpendeln.
Anwendungsgebiete: Wo glänzt welcher Brennstoff?
Eigenheimbesitzer mit genügend Freizeit und Lagermöglichkeiten werden dem klassischen Kamin und seiner Wärme der modernen Pelletheizung gegenüber schon aus finanziellen Gründen den Vorzug geben, besonders bei größeren Anlagen. Solche Installationen finden bevorzugt in industriellen Anwendungen und vereinzelt auch in Mehrfamilienhäusern Verwendung, wo sie als einzige Wärmequelle fungieren und somit die konventionelle Heizung ersetzen.
Insbesondere in urbanen Regionen, in denen die Nutzer selten über eigene Holzbestände verfügen, klärt sich die Frage über die reine Verfügbarkeit und die Handhabung des Brennstoffes. Hier liegen Pellets, die in unterschiedlichsten, gut handhabbaren Gebinden erhältlich sind, klar vorn. Vor allem in den Innenstädten steht nicht in jeder Immobilie derart viel ungenutzter Stauraum für Brennholz zur Verfügung.
Beim aktuellen Stand der Technik bleibt festzuhalten, dass die Vorteile der Pelletöfen eher in begrenzten Räumlichkeiten zum Tragen kommen, während Holzöfen bei größeren Anlagen punkten – zumindest wenn man den Romantik-Faktor außer Acht lässt, den offenes Kaminfeuer in den gesamten Raum transportiert.
Entscheidungshilfen für die Wahl des Brennstoffs
Befasst man sich nun konkret mit der Überlegung, ob Holzofen oder Pelletofen, können die folgenden Leitfragen leicht zu einer Entscheidungsfindung beitragen:
- Habe ich eigenes Brennholz bzw. eigene Baumbestände zur Verfügung? Ist der Brennstoff ohnehin vorhanden, erübrigt sich die Abwägung.
- Bestehen ausreichende Lagermöglichkeiten? Stückholz ist aufwändiger in der Lagerung, als beispielsweise Pellets als Sackware.
- Wie häufig möchte ich mit meinem Kaminofen heizen? Bei nur seltenen, kurzen Einsatzzeiten lohnt eine Kleinmenge Pellets eher, als große Holzscheite.
- Wie wichtig ist mir eine möglichst wartungsarme Unterhaltung? Pellets führen im Regelfall zu weniger Reinigungsbedarf, als stark unterschiedlich ausfallendes Stückholz.
- Verwende ich möglicherweise ohnehin schon einen der beiden Brennstoffe zum Heizen? Wer bereits eine zentrale Pelletheizung besitzt, wird sicherlich keinen Holzofen separat anschaffen.
- Wie ist die Verfügbarkeit von Pellets und Scheitholz? Baumärkte bieten heute beide Brennstoffe an, während gerade in ländlichen Gebieten Holz meist einfacher zu bekommen ist.
- Möchte ich den Aufwand für die Bearbeitung von Brennholz treiben? Sägen und Spalten wird von manchen Menschen abgelehnt, von anderen dagegen nahezu als Hobby betrachtet. Die persönliche Einstellung dazu kann Scheitholz entweder ausschließen oder in den Vordergrund rücken.
- Steht das romantische Feuererlebnis im Vordergrund? Für das klassische Flammenspiel und Knistern gibt es nur eine Wahl: Scheitholz.
- Benötige ich automatische Steuerung und Programmierbarkeit? Dann sind Pelletöfen die bessere Wahl.
Kombinationslösungen: Das Beste aus beiden Welten
Für immer noch Unentschlossene bieten einzelne Hersteller sogar Modelle an, die einfach vom Pellet- auf den Stückholzbetrieb umgestellt werden können. Diese Kombinationsöfen ermöglichen es, je nach Situation und Verfügbarkeit zwischen den Brennstoffen zu wechseln. So können Sie im Alltag die Bequemlichkeit von Pellets nutzen und zu besonderen Anlässen das romantische Feuererlebnis mit Scheitholz genießen.
Fazit: Jeder Kamin hat seine Berechtigung
Es wird deutlich, dass es gute Gründe gibt, mit Pellets zu heizen, aber auch einen Holzofen zu betreiben. Wer sich selbst kennt und die Rahmenbedingungen für den zukünftigen Betrieb des Kaminofens klar abstecken kann, dem fällt die Entscheidung für oder gegen den einen oder anderen Brennstoff leicht.
Holzöfen eignen sich besonders für:
Eigenheimbesitzer mit ausreichend Lagerplatz, die das romantische Feuererlebnis schätzen, Kostenbewusstsein haben und eventuell eigene Holzbestände besitzen. Auch für größere Anlagen und industrielle Nutzung sind sie aufgrund des günstigen Brennstoffpreises die erste Wahl.

Pelletöfen sind ideal für:
Stadtbewohner mit begrenztem Stauraum, die Wert auf automatischen Betrieb, einfache Handhabung und wartungsarme Technik legen. Sie eignen sich besonders für die Beheizung einzelner Räume oder kleinerer Wohneinheiten und überzeugen durch ihre Programmierbarkeit und konstante Wärmeabgabe.
Letztendlich hängt die richtige Wahl von Ihren individuellen Bedürfnissen, Ihrer Wohnsituation und Ihren persönlichen Präferenzen ab. Beide Systeme haben ihre Berechtigung und können bei richtiger Anwendung für wohlige Wärme und Gemütlichkeit sorgen.