Wärmepumpe nachrüsten im Altbau
© Christian Delbert - stock.adobe.com

Wärmepumpe nachrüsten im Altbau

« Für wen lohnt sich die Sanierung »

Gerade im Altbau ist die Heizung eine wichtige Komponente, um den Wohnkomfort trotz anderweitiger Schwächen des Gebäudes aufrechtzuerhalten. Allerdings steht über kurz oder lang auch hier die Nachrüstung eines moderneren Systems an. Aber welches? Immer wieder liest man von den Vorzügen, die Sie für sich veranschlagen, wenn Sie eine Wärmepumpe nachrüsten. Doch ist das wirklich so? Und lässt sich dieses System einfach so in alte Gebäude integrieren?

Die Wärmepumpenheizung – Was ist das?

Die Wärmepumpe gilt heute als die Heizung der Zukunft. Sie setzt nicht nur auf regenerative Brennstoffe, sondern verzichtet sogar vollständig auf eine Hauptenergiequelle in Form von Brennstoffen indem sie die benötige Energie für die Heizwärmeerzeugung aus der Umwelt bezieht. Die Umwelt, das kann bei den gängigen Systemen das Erdreich sein, das Grundwasser oder auch schlicht die Außenluft. Ähnlich einem „rückwärts laufenden“ Kühlschrank wird die aus der Umwelt in einem Kühlmittelkreislauf aufgenommene Energie mittels Kompression und Dekompression verdichtet, sodass die resultierende Temperatur auf das für die Heizungsanlage nötige Level angehoben wird. Das wird erreicht über den Einsatz von Kompressoren und Pumpen, für deren Betrieb selbstverständlich ein gewisses Maß an Hilfsenergie in Form von Elektrizität, seltener auch Gas, erforderlich ist.

Luftwärmepumpen vor Wohnhaus im Winter - Wärmepumpe nachrüsten im Altbau
© Sebastian Studio – stock.adobe.com

Die Luft-Wasser-Wärmepumpe – günstig, nachhaltig, effizient

Besonders weit verbreitet ist die Form der Wärmepumpe, die für die Heizwärmeerzeugung auf die Energie der Außenluft setzt. Wegen der Übertragung auf die wasserführende Heizungsanlage im Gebäude spricht man auch von einer so genannten Luft-Wasser-Wärmepumpe. Dieses System erfreut sich besonders großer Beliebtheit, weil Außenluft überall verfügbar ist und ohne Anträge, Beschränkungen oder sonstige rechtliche Vorgaben eingesetzt werden kann und darf. Darüber hinaus werden aufwändige Bohrungen etc. obsolet. Die Energie kann über einen einfachen Wärmetauscher mit Gebläse gewonnen werden, der einem Außenklimagerät vergleichbar nah am Gebäude seinen Platz findet. Ein niedriger Investitionsaufwand steht somit einem hohen Nutzen gegenüber.

Buderus Logacool AC166i, Klimaanlage

Der Vollständigkeit sei erwähnt, dass dieses System in Sachen Leistungsfähigkeit den anderen Wärmepumpenkonzeptionen etwas nachsteht, da die Außenluft im Gegensatz zu Grundwasser und Geothermie hohen Schwankungen unterliegt und genau dann, wenn besonders viel Heizenergie benötigt wird – also im Winter – einen besonders niedrigen Energiegehalt über die eigene Temperatur aufweist. Der Anteil an Hilfsenergie fällt hier also höher aus, was sich nachteilig auf die Effizienz auswirkt.

Dimplex 366700 LAW 9IMR Split Luft/Wasser-Wärmepumpe ''Splydro''

Anforderungen an das Heizsystem im Altbau

Ganz gleich, ob es um ein bestehendes Heizsystem geht oder ob Sie eine neue Anlage nachrüsten – der Altbau stellt die Heiztechnik vor besondere Herausforderungen. Hierzu zählen rein praktisch betrachtet natürlich die bereits erstellten Oberflächen von Wänden oder Böden, die das Verziehen neuer Leitungen mit erheblichem Aufwand verbinden. Weit schwerer wiegen aber die grundsätzlichen Rahmenbedingungen des Altbaus. Im Gegensatz zum Neubau trifft die Heiztechnik hier nicht auf ein umfassend optimal abgestimmtes System aus Wärmedämmung und Luftdichtheit. Stattdessen schlägt ein Konglomerat meist gewachsener Bauteile zu Buche, das mit zahlreichen Defiziten aufwartet. Vor allem die schlechtere Dämmung sorgt dafür, dass eine Heizung einen weit höheren Heizwärmebedarf abdecken muss. Sobald alte Systemkomponenten, wie etwa Heizkörper oder Heizleitungen, weiterverwendet werden sollen, lassen sich moderne Systeme mit niedrigen Betriebstemperaturen meist nicht umfassend realisieren.

Altbau Fußboden und Heizung - Wärmepumpe nachrüsten im Altbau muss geplant werden
© ivallis111 – stock.adobe.lcom

Die Wärmepumpe nachrüsten im Altbau – geht das?

Nun lässt sich diese Problematik konkretisieren und auf die Frage übertragen, ob man in bestehenden Gebäuden eine Wärmepumpe nachrüsten kann. Und tatsächlich ist es möglich, eine Luftwärmepumpe nachträglich einzubauen. Gerade dieses System lässt sich meist sehr gut nachrüsten, da das Außengerät frei platziert werden kann und der Aufwand für technische Einbauten im Innenbereich minimal ausfällt. Gerade kleinteilige Altbauten mit beengten Verhältnissen profitieren hiervon. Betrachtet man dagegen die Funktionalität der Luftwärmepumpen in Verbindungen mit typischen Altbauten, stellen sich ganz andere Fragen und Herausforderungen.

Panasonic Aquarea Luftwärmepumpe Monoblock Kompaktsysteme 400V 12 kW Inverter WH-MXC12H9E8

Herausforderungen im Altbau

Beim Nachrüsten einer Wärmepumpe trifft eine auf Effizienz ausgelegte Heizung auf eine Gebäudehülle, deren Standard in vielen Fällen nicht mit diesem Ziel harmoniert. Geringe Dämmwirkungen und intensive Zuglufterscheinungen machen meist einen deutlichen Mehrbedarf an Heizwärme nötig, der nur über eine größere Dimensionierung der Wärmepumpenheizung abgedeckt werden kann. Häufig sollen beim Heizungstausch außerdem Leitungen und Heizflächen beibehalten werden, um den Aufwand im niedrigen Rahmen zu belassen. Alte Heizanlagen mit hohen Temperaturen setzen meist auf große Leitungsdurchmesser und vergleichsweise kleine Wärmeübertragungsflächen. Folgt nun ein System mit niedrigen Betriebstemperaturen, wären eigentlich kleine Leitungsquerschnitte und große Übertragungsflächen das Mittel der Wahl. Um dennoch wirksam zu heizen, schlägt dieser Missstand in aller Regel mit einem deutlich gesteigerten Verbrauch an Hilfsenergie zu Buche, da Luftwärmepumpe außerhalb ihres effizientesten Wirkungsbereichs arbeiten muss.

Altbauhaus in Delitzsch - Wärmepumpe nachrüsten im Altbau ist möglich aber manchmal kompliziert
© ArTo – stock.adobe.com

Ergänzende Maßnahmen für eine funktionierende Wärmepumpenheizung im Altbau

Um eine Wärmepumpenheizung im Altbau noch besser verorten zu können, sollten Sie daher Ihr Bestandsgebäude genau unter die Lupe nehmen. Möglicherweise lassen sich bereits durch geringe Arbeiten deutliche Verbesserungen in Sachen Effizienz erzielen. An erster Stelle sollte hier die Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten stehen, die sich beispielsweise durch Tür- und Festerdichtungen nahezu kostenneutral erreichen lassen. Noch besser wären Dämmarbeiten am Gebäude und die komplette Neuinstallation von Heizleitungen und Heizflächen. Wo das finanziell nicht umsetzbar erscheint, können aber bereits geringe Einzelmaßnahmen Wirkung zeigen. So kann die Dämmung der Heizleitungen den Arbeitsaufwand der Heizung nachhaltig senken. Und auch das Nachrüsten von Dämmung an frei zugänglichen Flächen, wie etwa der Kellerdecke, kann die Wärmeverluste mit geringem Aufwand enorm senken. All diese Punkte führen dazu, dass die Leistung Ihrer Wärmepumpenanlage geringer ausfallen kann und der optimale Arbeitsbereich mit niedrigen Arbeitstemperaturen in greifbare Nähe rückt.

Junger Mann bringt Dämmung an Hauswand an
© ronstik – stock.adobe.com

Fazit – so gelingt das Wärmepumpe Nachrüsten im Altbau

Obwohl ein Wärmepumpensystem vom Grundsetting her nicht optimal auf alte Gebäudebestände vorbereitet ist, lässt sich mit einigen Abstrichen dennoch eine Wärmepumpe nachrüsten. Sinnvoll ist in diesen Fällen ergänzend zum Nachrüsten der Heizung die Abwägung kleinerer Einzelmaßnahmen, um die größten Missstände am Gebäude zu beseitigen. So wird der Aufwand an Heizenergie reduziert und das System rückt näher an seinen idealen Leistungsbereich. Letztlich kommt es somit nicht alleinig auf die Heiztechnik, sondern auf das Gesamtpaket aus Heiztechnik, Gebäude und Sanierungsmaßnahmen an, das den technischen und ökonomischen Erfolg nach erfolgtem Heizungstausch definiert.