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Welche Heizung für das Mietshaus?

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Auch in Mietshäusern müssen nach und nach energieeffiziente Heizungssysteme installiert werden. Oft ist das gar nicht so einfach, denn die Nachrüstung erfordert größere Investitionen und umfangreiche Sanierungsmaßnahmen. Doch zukunftsweisende Techniken wie Wärmepumpen und Solarthermie bieten langfristig überzeugende Vorteile. Wir stellen Ihnen die Möglichkeiten sowie die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Heizungstypen für das Mietshaus detailliert vor.

Fragmentiertes Heizen

VIESSMANN Gaskessel-Paket Vitodens 200-W 23kW mit Montagehilfe und Speicheranschlussset, Z019669Auf dem Weg zur modernen Heizungsanlage warten häufig einige Stolpersteine. Das dringlichste Problem betrifft den Betrieb der Kesselanlage: Was bislang recht kompakt und strukturiert war, wird bei modernen Anlagen auf mehrere Komponenten verteilt. So lassen sich mit heutigen Methoden lediglich Bauten im Niedrigenergiehaus-Standard mittels einer einzelnen regenerativen Wärmequelle heizen. Bei der großen Masse der Wohnhäuser muss dagegen ein Heizsystem integriert werden, das verschiedene Technologien miteinander kombiniert. Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird das Heizungssystem deswegen in vielen Häusern noch konventionelle Elemente beinhalten. Das betrifft vor allem Gaskessel, die im Winter zugeschaltet werden müssen, wenn die Heizung im Mietshaus rund um die Uhr auf Hochtouren läuft. Die umweltfreundlichen Installationen benötigen reichlich Raum im Heizungskeller und verursachen zunächst auch einiges an Mehrkosten. Dafür reduzieren sie die Heizkosten im Mehrfamilienhaus schon ab dem ersten Monat um bis zu 30 Prozent und amortisieren sich damit innerhalb von 10 Jahren.

Die Dominanz von Erdgas bröckelt

Welche Heizung für das Mietshaus am besten geeignet ist, hängt auch von der Größe des Objektes ab: Wenn die zu beheizende Wohnfläche den Wert von 500 Quadratmetern nicht übersteigt, muss nur die Heizungsanlage im Keller modernisiert werden. Anders sieht es bei Hochhäusern aus, diese waren schon immer auf ein ausgeklügeltes Heizsystem angewiesen und verfügen zumeist über separate Etagenheizungen. An dieser Stelle ergibt sich eine Anwendungsmöglichkeit für die luftgeführte Wärmepumpe.

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Sie nutzt den Temperaturhub zwischen Umwelt und Innenräumen und verursacht dabei kaum Stromkosten. Heizkörper lassen sich damit aber nicht betrieben. Es müssen stattdessen Lüftungsschächte in den Wohnungen installiert werden. Um nachhaltig zu heizen, ist im Mietshaus also in den meisten Fällen eine gründliche Sanierung erforderlich.

Da kann es kaum verwundern, dass die Bereitschaft die erforderlichen Umbaumaßnahmen umzusetzen insgesamt gering zu sein scheint: Der Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie (BDH) gibt den Gesamtbestand der zentralen Wärmeerzeuger für 2019 mit 21,2 Mio. an. Gasbetriebene Systeme mit 14 Mio. Einheiten und die 5,3 Mio. klassischen Öl-Heizungen machen weiterhin den Löwenanteil aus, Wärmepumpen (1 Mio.) und Biomasse-Kessel (0,9 Mio.) sind dagegen noch nicht so weit verbreitet. Bei Neubauprojekten sieht es allerdings umgekehrt aus: Hier wird die primäre Heizungsanlage zu 60 Prozent mit erneuerbaren Wärmequellen realisiert. Das ist Grund genug, um die drei populärsten Varianten fürs Mietshaus im Detail zu betrachten:

Gas und Wärmepumpe

Besonders bei Neubauprojekten bietet sich diese Kombination an. Je nach Bedarf, kann die Pumpe im Heizungskeller oder den einzelnen Etagen wirken. Im Idealfall lassen sich etwa 40 % der CO2-Emmisssionen und gut 35 % der Heizkosten einsparen. Hierfür ist der Einsatz von Flächenheizungen unabdingbar, um die Vorlauftemperatur zu reduzieren. Die hybride Heizung gewährleistet, dass das Mietshaus jederzeit mit der günstigsten Wärmequelle beheizt wird. Bei schwankenden Energiepreisen kann jeweils der günstigere Energieträger genutzt wird.

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Das System ist modular aufgebaut, lässt sich also problemlos nachträglich erweitern und modifizieren. Es ist damit prädestiniert, um die Modernisierung des Heizungssystems im Mehrfamilienhaus schrittweise vorzunehmen. Unter der Grundvoraussetzung, dass die Entwicklung der energetischen Gebäudedämmung ungehindert voranschreitet, ist die langfristige Perspektive der Gas-Pumpen-Kombi jeder anderen Heizung überlegen. Dies speist sich aus dem Umstand, dass die Pumpe bei sinkendem Wärmebedarf zunehmend dominanter wird.

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Ab einem gewissen Punkt wird der Gaskessel gar nicht mehr benötigt und kann dann durch eine kleine Solaranlage ausgetauscht werden, welche die Wärmepumpe mit elektrischer Energie versorgt. In dieser Ausführung entstehen so gut wie keine Fixkosten und das Mehrfamilienhaus lässt sich wirklich nachhaltig heizen.

Vorteile in der Übersicht:

  • hohe CO2-Einsparung
  • geringe Anschaffungskosten

Nachteile in der Zusammenfassung:

  • wirtschaftlich nur sinnvoll, wenn Ökostrom dauerhaft günstig bezogen werden kann
  • setzt Niedrigenergiebauweise voraus

Pelletheizung mit Solarthermie

Auch der Standort nimmt Einfluss darauf, welche Heizung für das Mietshaus am besten geeignet ist. So beliefern die Energieversorger große Teile von NRW und Niedersachsen noch mit dem minderwertigen L-Gas (80 % Brennwert). Das 95-prozentige H-Gas wird dort erst ab 2030 zum Heizen flächendeckend zur Verfügung stehen. Daher hat sich die Pelletheizung besonders in diesen Regionen als ernsthafte Alternative zur Gastechnik etabliert. Auch sie benötigt einen großen Brennkessel, in dem allerdings gepresste Sägespäne (Pellets) oder Scheitholz verbrannt wird. ATMOS Pelletkessel P21 mit Brenner A25 inkl. 1,5 m Förderschnecke ohne Holznotbetrieb Heizung für das Mietshaus

Die Pelletheizung lässt sich besonders gut mit kleinen Solarthermieanlagen kombinieren, die ausschließlich den Warmwasserbedarf im Mietshaus abdecken. Das System ist uneingeschränkt zukunftsfähig, weil es schon heute fast CO2-neutral agiert: Strom wird nicht benötigt und Holz zählt zu den neutralen Brennstoffen.

Buderus Logasol SKN4.0-s, 2,37 qm, Flachkollektor, senkrechte Montage, 8718530938 Heizung für das Mietshaus

Deswegen entstehen nur beim Transport vom Sägewerk zum Mietshaus fossile Emissionen. Um wirklich nachhaltig zu heizen, müssen die Wege daher möglichst kurz sein. Brennholz ist um etwa 20 Prozent günstiger als Erdgas und senkt deswegen die Heizkosten. Auf der Gegenseite muss aber auch berücksichtigt werden, dass Brennkammer und Pelletlager regelmäßig gereinigt werden müssen. In Mehrfamilienhäusern, in denen naturgemäß ein erhöhter Heizbedarf besteht, kann dies durchaus einmal im Monat erforderlich sein.

Vorteile dieser Heizung im Mietshaus:

  • annähernd CO2-neutrales System
  • hoher Wirkungsgrad
  • automatisierungsfähig

Die Nachteile zusammengefasst:

  • hohe Anschaffungskosten
  • Pellets müssen standortnah bezogen werden können
  • hoher Wartungs- und Pflegebedarf

Gas und Solarthermie

Diese Kombination ist vor allem in Bestandsbauten beliebt, weil bei der Umrüstung weniger kostenintensive Sanierungsmaßnahmen erforderlich sind. So muss vielerorts einfach nur die bestehende Anlage um Solarelemente ergänzt werden. Diese übernehmen zumeist nur die Trinkwassererwärmung, die in Mehrfamilienhäusern in der Regel schon separat ausgeführt ist. Die gesetzlichen Anforderungen bezüglich regenerativer Wärmeträger lassen sich somit zeitnah erfüllen. Da die Heizung ohne Stromzufuhr funktioniert, ist ein effektiver Wirkungsgrad von über 90 % keine Seltenheit.

Buderus Logasol SKT1.0-w, 2,55 qm, Flachkollektor, waagerechte Montage, 8718532864 Heizung für das Mietshaus

Auf der Minusseite ist zu verzeichnen, dass Gaskessel und Solarthermie keine Einheit bilden. Es sind parallele Installationen, die sich zwar steuerungstechnisch aufeinander abstimmen lassen, aber hohe Folgekosten bei Nachrüstungen verursachen. So lässt sich zum Beispiel der Gaskessel nicht 1:1 mit der Wärmepumpentechnik ersetzen, weil dafür ein zusätzlicher Wärmespeicher benötigt wird. Als probate Alternative kommt die Brennstoffzellenheizung in Betracht, die elektrochemische Effekte bei der Molekülbindung zur Strom- und Wärmeerzeugung nutzt. Die Technik wird als direkter Nachfolger für Gaskessel gehandelt, steckt aber noch in den Kinderschuhen.

Vorteile der Kombination von Gas und Solarthermie:

  • hohe Energieeffizienz
  • bewährte Technik
  • niedrige Anschaffungskosten

Nachteil:

  • nur bedingt zukunftsfähig

Stillstand bedeutet Rückschritt

Welche Heizung für das Mietshaus am besten geeignet ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Der finanzielle Spielraum, die Gebäudegröße und der Standort sind maßgebliche Faktoren bei der Entscheidungsfindung. Außerdem sind technische Aspekte und Details entscheidend. Für die Bewertung dieser Sachverhalte ist es anzuraten, die Expertise gewerblicher Energieberater anfordern. Eines steht jedoch fest: Die Ära der mit fossilen Brennstoffen betriebenen Zentralheizungen neigt sich ihrem Ende entgegen.

Viessmann Fußbodenheizung- Montageset mit PE-RT Rohr 150 qm Heizung für das Mietshaus

Für die Zukunft des Heizens sind Kriterien wie Nachhaltigkeit, Flexibilität und Digitalisierung von größter Bedeutung. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels ist deswegen der Einsatz von Flächenheizungen doppelt vorteilhaft: Sie sind die Grundvoraussetzung für den Betrieb regenerativer Wärmequellen und können in Kombination mit reversiblen Wärmepumpen auch als Klimaanlage fungieren.